„Pura vida?
Pura vida, mae!“
Egal wo in Costa Rica man sich aufhält, diese Worte wird man bei einer Unterhaltung mit den Ticos immer wieder hören und sagen.
„Pura vida?“ meint dabei soviel wie: „Wie gehts? Alles ok?“
In der Regel antwortet man darauf mit „Pura vida!“ oder „Pura vida, mae!“ was so viel bedeutet wie „Alles gut! Mir gehts gut, Kumpel!“
Aber das immer wieder im Sprachgebrauch auftauchende „Pura vida“, das „reine/pure Leben“ ist viel mehr als nur eine Floskel zur Begrüßung. Es ist Ausdruck der lebensbejahenden, optimistischen, fröhlichen, weltoffenen Lebenseinstellung der Ticos.
Was das bedeutet durfte ich auf meiner Reise zum Kurzurlaub an der Karibikküste letztes Wochenende erfahren.
Am Freitag, den 15.09., feierte Costa Rica seine Unabhängigkeit und selbstverständlich blieb die ACJ an diesem Tag geschlossen. Ich nutzte das lange Wochenende um meinen ersten Kurzurlaub dieses Jahres zu machen.
Als Ziel hatte ich mir die Woche zuvor aus dem von Jeremias ausgeliehenen Reiseführer einen Nationalpark in der Karibik ausgesucht. Der Park rund um das kleine Fischerdorf Tortuguero besteht aus vielen Flüssen und Lagunen die den Dschungel durchziehen und kann sowohl zu Fuß als auch mit dem Boot erkundet werden.
Da ich leider keinen blassen Schimmer hatte, wo das Gran Terminal del Caribe, das Busterminal für die Fernbusse nach Osten, sich befindet fragte ich meine Gastmutter Johanny die anbot mich mit dem Auto dort abzusetzen.
Also packte ich am Mittwoch Abend bereits meine Sachen und am Donnerstag ging es direkt nach der Arbeit zum Terminal wo ich gegen 18:30 ankam. Der Bus sollte San José um 19:00 verlassen (Erstaunlicherweise sind die Fernbusse hier auch tatsächlich recht pünktlich).
Schnell erfragte ich mir den Weg zur Oficina wo ich das Ticket für den Bus kaufen konnte. In der Halle in der sich die Schalter befinden waren außer mir noch sehr viele andere Leute und mehrere Warteschlangen zogen sich in Mäandern durch den Raum. Nach einigem Fragen hatte ich die richtige Schlange gefunden und als ich mich an deren Ende stellte musste ich feststellen, das ich von dort wo ich stand nicht einmal die gesamte Schlange überblicken und schon gar nicht bis nach vorne zur betreffenden Oficina sehen konnte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das es mittlerweile zehn Minuten vor sieben war und ich begann daran zu zweifeln, dass ich noch rechtzeitig ein Ticket für den Bus bekommen würde.
In den folgenden fünf Minuten ging es nur schleppend voran und so war ich nur wenige Meter aufgerückt als mich jemand von hinten mit (etwa) diesen Worten: „Disculpe, pero usted quire ir a Cariari tambien. no?“ („Verzeihung, aber sie möchten auch nach Cariari, oder?“) Als ich die Frage bejahte erklärte mir der Mann der vor mir stand er habe gehört wie ich nach dem Ticketschalter gefragt hatte und mich dann hinten in die Schlange gestellt hatte in der er in diesem Moment deutlich weiter vorne stand.
In Anbetracht der sehr langen Schlange entschied er zwei Tickets für den Bus zu kaufen, eins für sich und eins für mich, und dieses hielt er mir jetzt unter die Nase. Sehr dankbar nahm ich das Ticket an (gab ihm natürlich das Geld, das er dafür gezahlt hatte) und schnell liefen wir beide zusammen zur Bushaltestelle, denn es war schon fast sieben Uhr.
In der kleinen Stadt Cariari verbrachte ich die Nacht und brach Freitags morgens früh auf um den Bus zum Fähranleger nach Cariari zu bekommen. Als ich dem Besitzer des Hostels meine Pläne mitteilte bot er mir kurzerhand an mich zum Busterminal zu fahren und mir bei der Suche nach dem richtigen Ticketschalter zu helfen. Dadurch ging alles sehr schnell und unkompliziert und bald hatte ich mein Busticket in der Hand. Während ich noch eine Stunde warten musste beobachtete ich den Festumzug anlässlich des Dia de la Independencia der in Cariari, so wie in jeder größeren Stadt in Costa Rica, stattfand.
Dieser hielt in Pavona, von wo aus die Boote an die Küste verkehren. Da Tortuguero ausschließlich zu Wasser (oder mit kleinen Flugzeugen die auf dem Flugfeld dort landen können) zu erreichen ist musste ich dort noch einmal umsteigen.
Darüber war ich allerdings nicht traurig, denn ich mag es sehr gern auf dem Wasser unterwegs zu sein und die Fahrt mit dem Wassertaxi durch den immer dichter werdenden Dschungel, auf welcher der aufmerksame Beobachter schon gleich ein paar Eidechsen und Affen zu Gesicht bekam, habe ich sehr genossen.
In der Karibik angekommen suchte ich erstmal mein Hostel auf und machte Pläne für den nächsten Tag. Da das Eintrittsticketes für den Nationalpark mit 15$ für Ausländer recht teuer ist wollte ich natürlich möglichst viel Zeit dort verbringen.
Ich stellte mir meinen Wecker auf 5:15 und war pünktlich um 6:00 Uhr an der Jetty Tortugueros von wo aus meine Kanutour in den Nationalpark startete.
Als wir in den Nationalpark hinein ruderten lag noch der Morgennebel über dem Wasser, trotzdem waren die Tiere natürlich schon aktiv. Noch waren die Temperaturen angenehm, schon bald würde es 30°C oder mehr haben. Wir sahen viele Affen (alle drei verschiedenen dort vorkommenden Arten), Vögel und andere Dschungelbewohner und unser Guide wusste natürlich zu jedem etwas zu erzählen.
Zurück im Dorf suchte ich mir ein Restaurant zum frühstücken, zog mir meine Wanderschuhe an und machte mich auf den Weg den Nationalpark zu Fuß zu erkunden. Auf meiner ca. 10km langen Wanderung durch den Park wimmelte es um mich herum nur so von Leben. Bei jedem Schritt bewegte ich etwas im Laub links und rechts des Trampelpfades. Häufig waren es die verschiedensten Arten von Eidechsen in allen Farben und Größen aber manchmal auf eine Vogelspinne, die schnell in ihren Bau huschte, oder ein Vogel der erschrocken aufflog.
Immer wieder kreuzten bunte Schmetterlinge einen Weg oder man hörte das laute Summen von schnell schlagenden Kolibriflügeln durch den Wald surren.
Und wenn man genau hinhörte und seine Augen offen hielt entdeckte man immer wieder auch ein Rudel Affen in den Bäumen über einem.
Nach diesem Ausflug musste ich erstmal zurück ins Hostel, duschen und ein wenig auftanken. Danach suchte ich im Dorf nach einem Tourveranstalter der bereit war mir zu einem akzeptablen Preis eins seiner Kanus zu vermieten. Ich wollte noch einmal alleine in den Park.
Beim Ersten hatte ich leider kein Glück (war mir mit 25$ einfach zu teuer) aber schnell fand ich einen anderen der gerne bereit war mir sein großes Kanu, das aber überraschend gut im Wasser lag, für die kommenden drei Stunden zu überlassen (um 18:00 müssen alle Touristen den Park verlassen und da wird es auch schon dunkel).
Also beeilte ich mich die mehreren hundert Meter bis zum Park zurückzulegen und ruderte dann mit dem Kanu tief in den Park hinein. Gegen 17:00 verließen dann sogar die letzten Tourguides mit ihren Booten den Park so dass ich für eine Stunde vollkommen alleine war und die Ruhe, die das stille Wasser der Lagune ausstrahlt, die vielen Tiere und die beeindruckende Pflanzenwelt in aller Ruhe genießen konnte.
Pünktlich um 18:00 Uhr verließ ich den Park wieder, brachte das Boot zurück und machte mich auf den Weg zum Abendessen um kurz danach erschöpft, aber glücklich, ins Bett zu fallen.
Am kommenden Morgen nahm ich dann Boot und Bus zurück in die Hauptstadt wo ich, wie für San José üblich, mit starkem Regen und Stau empfangen wurde.
Nach diesem kurze n Ausflug in die Karibik konnte ich Montag morgen dann wieder erholt in die neue Arbeitswoche starten.
Der Arbeit im Centro Infantil Ana Frank werde ich demnächst mal einen eigenen Artikel widmen. Es lohnt sich also immer mal wieder hier auf dem Blog vorbei zu schaun oder ihn einfach unten rechts zu abonieren ;D
Hasta luego
Daniel